Wie alles angefangen hat...

1. Phase: Der ZKGV als Musikverlag

Unter dem Vorsitz von Carl Ruckstuhl tagte am 14. Oktober 1899 in Bassersdorf die Musikkommission der Schulsynode.

carl ruckstuhl

Carl Ruckstuhl

Die Herren Grimm, Isliker, Bucher, Eckinger, Küng und Wydler besprachen die Gestaltung eines kantonalen Festheftes, das Volks-, Natur-, Wander-, Vaterlands-,  Stimmungs- und Gesellschaftslieder enthielt. Sie wollten damit erreichen, dass die Zürcher Sängerschaft gleiches und vor allem zeitgenössisches Liedgut pflegte.

Das war das Haupttraktandum. Das Protokoll, welches unser von der Sitzung berichtet, war in deutscher Kurrentschrift abgefasst, und es verrät, dass sich das Gremium damals "Kantonale Musikkommission" nannte. Die erste Seite des Protokolls wurde als Hintergrundbild für die Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum verwendet.

 

Das oben genannte Festheft für die Chöre im Kanton Zürich sollte sechs Lieder für Gemischte Chöre, acht für Männer- und sechs für Frauenchöre enthalten, je zur Hälfte alte und neue, also zeitgenössische Kompositionen. Die «Componisten», die zum Einreichen ihrer Werke eingeladen wurden, waren zum Beispiel Attenhofer, Hegar, Surläuli, Wiesner. Lieder, die zu schwierig, zu hoch oder zu tief waren, fielen durch oder wurden zum Überarbeiten zurückgegeben. In den gewählten Gesängen wurden die Natur und die Wanderfreuden besungen. Ebenso beliebt waren Volks-, Vaterlands- und Gesellschaftslieder und immer auch kirchliche Lieder. Hier ein paar Kostproben aus den Liedtiteln: Heil Vaterland, Gesangeshuldigung, Kraft, Heimweh, Tröstung, Wanderlust.

Anfang 1900 besprachen die sieben Herren die Reaktionen auf das geplante Festheft aus den Bezirken Dielsdorf, Affoltern, Uster, Winterthur, Pfäffikon, Andelfingen, Bülach, des Sängerbunds Limmattal und des Limmattal-Gesangvereins. Im März darauf waren dann die Bezirksdirigenten miteingeladen. Da wurden zusätzlich die Bezirke Affoltern, Bülach und Pfaffikon, das rechte und linke Seeufer, der Sängerverein am Zürichsee und Hinwil genannt. Bei insgesamt 7685 Mitgliedern, 4625 Männern und 3060 Frauen, lohnte sich der Druck von 10000 Exemplaren. Betitelt war das Heft: «Gesamtchöre für Sängerfeste, herausgegeben im Auftrag der zürcherischen Gesangvereine von der bestellten Festheftkommission. 1900». Heft I enthielt Lieder für Männer- und Gemischte Chöre, Heft II Lieder für Gemischte und Frauenchöre. Vervielfältigung der Lieder werde gerichtlich verfolgt, stand im Heft.

1902 wurden Statuten in Kraft gesetzt. Der damalige Vereinszweck war "die Hebung des Volksgesangs".

1910 waren für das Festheft 71 Kompositionen eingegangen, die alle begutachtet werden mussten.

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Damenchor Wiedikon am Sängerfest Oerlikon 1911

Ab 1915 verkaufte auch "hug&Comp." Festhefte, sogar ins Ausland.

Am 28.2.1925 wurde ein Vertrag mit der "Gesellschaft für Aufführungsrecht Zürich" (Gefa) geschlossen über eine Entschädigung der Ton- und Textdichter. Die Gefa war die Vorgängerin der SUISA, welche 1941 gegründet wurde.

1925 führte der Bezirk Limmattal eine Umfrage durch über die Zweckdienlichkeit der Festhefte, und ob sie weiterhin gedruckt werden sollten. 3349 Mitglieder sagten damals JA, 3174 Mitglieder NEIN.

In den neuen Statuten des Jahres 1925 wurde der Vereinszweck erweitert um die "Pflege des vaterländischen Sinnes".

Am Sängerfest Oberleimbach 15. Juni 1938

Sängerfest Oberleimbach 15. Juni 1938

1944 trat der ZKGV der "Arbeistgemeinschaft der Schweizer Sänger" (A.G.S.S.) bei.

Sängerfest 1946

Am Sängerfest 1948

1948 verzeichnet der ZKGV die grösste Mitgliederzahl: Der Verein besass 9951 Mitglieder, etwa ein Drittel davon waren Frauen.

Der Notenhandel blühte weiter auf und erreichte im Jahr 1952 einen Rekordumsatz. Der Verlagsumsatz war in den 50er-Jahren die Haupteinnahmequelle des ZKGV, und auch in den folgenden Jahren finanzierte sich der ZKGV massgebend aus dem Notenhandel. Auch im Jahr der Währungsunruhen 1971 lief der Verlag gut. Danach ging der Umsatz zurück, möglicherweise wegen der Entwicklung der Kopierapparate inden 70er Jahren.

Als man den Verlag Mitte der 90er-Jahre verkaufen wollte, lehnte der Verlag Hug das "Verläglein" ab. So wurde der Verlag 1996 für einen symbolischen Franken an Hedi und Erwin Breus verkauft.

festschr